Diplom
Gestaltung
Andachtskarten

11. November 2016
Prof. Heiner Blum

Meine Arbeiten in den letzten Jahren bezogen sich auf Diagramme und Statistiken, die ich in vielförmiger Weise neu interpretierte. Für meine Diplomarbeit habe ich das Prinzip der Andachtskarten bzw. der Heiligenbildchen aufgegriffen und kleine, bunt-goldenen Kärtchen mit tagespolitischen Statistiken und Säulendiagrammen präsentiert, die sich an klassische Heiligenmotive anlehnen.

Die Themen reichen dabei von kirchlichen Themen (Austritte, Kirchensteuern etc.) über wirtschaftlichen Fragen (Frauenquote, Mindestlohn etc.) bis hin zu interkulturellen Themen (Asylanträge, Ehrenmorde, Dschihad-Ausreisen). Jedes Thema wurde, wie bei Andachtskarten üblich, mit einem passenden Bibelvers versehen, um einen Bezug zu einer christlichen Sichtweise und unserer moralischen Verantwortung herzustellen.

Diplom
Theorie
Kontrovers durch Potenzial.
Kommerzielle Umnutzung von Kirchen als Chance
11. November 2017
Prof. Dr. Christian Janecke

„Gesegneter Appetit
In diesen Kirchen wird geschlemmt – nicht gebetet“

So betitelte der Webauftritt von Die Welt einen Artikel im April 2016, der eine Auswahl europäischer Kirchen zeigt, in denen sich inzwischen ein kulinarischer Betrieb etabliert hat.

Die porträtierten europäischen Kirchen und Kapellen, seien zu „sündhaft guten Restaurants“ geworden.1 Der Begriff der Sünde scheint darauf hinzudeuten, dass Die Welt eigentlich der Meinung ist, hier einen Tabubruch zu beschreiben. Doch dank des ungewöhnlichen Ambientes und der Qualität der Speisen können lobende Worte gefunden werden.

Im Jahr 2016 ist eine ehemalige Kirche, deren Räume für nicht-liturgische Zwecke benutzt wird, noch immer einen reißerischen Artikel wert; Schließlich geht mit einer solchen Umnutzung eine kontroverse Diskussion einher, ob und mit welchen Grenzen ehemalige Gotteshäuser umgewandelt werden können. Diese Fälle häufen sich. In Deutschland können jährlich immer mehr Kirchen von den Bistümern nicht mehr gehalten werden. Einerseits bleiben die Besucher aus, andererseits werden die überdimensionalen und teilweise historischen Gebäude in ihrer Instandhaltung zu teuer. Lösungsansätze für diese Räume reichen von Abstellräumen für die Gemeinde bis zum Abriss.

Manche Konzepte erreichen dabei mehr Aufmerksamkeit als andere. Kirchen die im Besitz des Dekanats bleiben und der Gemeinde weiterhin als Versammlungs- oder Büroräume dienen, erregen zwar Bedauern, aber kein Aufsehen. Wenn Museen, Ausstellungsräume oder Theater einziehen, nimmt das die Öffentlichkeit ebenfalls zumeist wohlwollend auf, schließlich ist Kultur teil des kirchlichen Auftrages und viele alte Gotteshäuser sind ohnehin kaum von historischen Museen zu unterscheiden.

Problematisch wird es allerdings dann, wenn die Pacht an einen privaten Unternehmer abgegeben wird, der eine kommerzielle Nutzung vorsieht und das Bethaus in eine Disco, eine Kletterhalle, ein Geschäft oder eben ein Restaurant verwandeln möchte.

An solchen Konzepten erhitzen sich die Gemüter. Auch die Positionen der Landeskirchen setzen in selbst formulierten Beurteilungskriterien strikte Grenzen, bis wohin eine Umnutzung verträglich ist. Zum Teil gibt man sich mit einem Abriss eher zufrieden als ein Überleben des Gebäudes mit einem vermeintlich unangebrachten Inhalt zu sichern. Doch vielleicht sind gerade diese abgelehnten Konzepte am Ende verheißungsvollere Lösungen? Die Gesellschaft sieht sich einem, in diesem Ausmaß relativ neuem Problem gegenüber, indem Gebäude mit einem kaum vergleichbaren historischen, sinnlichen und kulturellen Erbe und einem überdimensionalem Raumangebot ein neues Leben eingehaucht werden soll.

Diese Neubelebung bietet ein großartiges Potenzial für Gestalter und Kreative, Stadtplaner und Architekten, aber auch für die religiösen Gemeinschaften, die verständlicherweise diese Orte nur schweren Herzens aus der Hand geben wollen.

Vielleicht gibt es Hoffnung, das eine Schnittstelle zwischen einer originellen, zeitgemäßen und spirituellen Nutzung gefunden werden kann. Diesen Konflikt möchte ich in dieser Arbeit beleuchten. Ich werde dafür zunächst den aktuellen Zustand in Deutschland aufzeigen, darunter den aktuellen Bestand der Nutzungskonzepte wie auch das aktuelle Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geistlichkeit.

Ich werde an Umwandlungen in der Kirchengeschichte erinnern und die sichtbar gewordenen Bedürfnisse und Erwartungen der Deutschen im Bezug zu ihrer Geistlichkeit mit konkreten, weltweiten Umbauten illustrieren. Dabei nehme ich mir vornehmlich die kommerziellen und gewerblichen Konzepte, also die umstrittenen Pläne vor, da kulturelle und museale Einrichtungen in aller Regel Befürwortung erfahren und vom Wesen der Kirchen ohnehin schwierig abzugrenzen sind.

So werde ich meine eigene Sicht als Gestalter, der in der Umgestaltung von Kirchenräumen ein extremes Potenzial für originelle und nachhaltige Konzepte sieht, einfließen lassen wie auch als Katholik, dem ein Fortdauern religiöser Erfahrung in der Gesellschaft von Bedeutung ist. Ich versuche zu beweisen, dass gerade die kommerzielle Umnutzung eine nachhaltige Chance für kreative und zeitgemäß-religiöse Standpunkte bietet.

Diplom­nebenfach
Andrias

2014
Prof. Manfred Stumpf

Reliquienschrein für Andrias Scheuchzerie, einem ausgestorbenen Riesensalamander welches bei seinem damaligen Fund für einen vorsinnflutlichen Menschen gehalten wurde.

Gips, Blattgold, Samt, Holz, Glas

Vordiplom
Kreuzweg

2012
Prof. Heiner Blum

Kreuzweg um die Kirche Oberissigheim aus Statistiken und Diagrammen über die Dorfgeschichte.

Kirche Oberissigheim
14 Stationen Holz, Wetterschutzlack