Diplom
Gestaltung
Spotlight on Privacy

24. April 2016
Prof. Peter Eckart

Diplom Theorie
Prof. Dr. Klaus Klemp

Immer mehr Menschen nehmen zugunsten von Freiheit, Flexibilität und Unverbindlichkeit eine flüchtige Haltung gegenüber dem Wohnen ein. Das Konzept des stabilen Lebens durch ein festes Zuhause entspricht nicht mehr dem heutigen Wertekanon. Die Ansprüche gestalten sich zunehmend temporär, so dass losgelöst von den Normen des traditionellen Wohnens, neue Wege zu Leben möglich werden. Airbnb, Co-Living und Zwischenmiete sind nur einige Modelle der Zugangsgesellschaft, die es vorzieht, lediglich Zugriff auf etwas zu haben, statt es tatsächlich selbst zu besitzen. Die Bereitschaft zu teilen bedeutet allerdings auch, Einblicke in die zuvor gehütete Privatheit zu gewähren. Welche Auswirkungen ergeben sich aus der zunehmenden Veröffentlichung des Privaten?

Spotlight on Privacy ist eine dreiteilige Produktserie, die verschiedene Zustände zwischen Repräsentation und Rückzug beleuchtet.

Diplom
Theorie
Spekulatives Design & Zukunftsforschung
24. April 2016
Prof. Dr. Klaus Klemp

Dieses theoretische Diplomvorhaben befasst sich mit der sinnvollen Bewertung einer Spekulativen Designpraxis und möglichen Perspektiven in der Zukunftsforschung.

In der breiten Gesellschaft wird Design noch immer als dekorative Tätigkeit begriffen. Die Bezeichnung „Design“, ist für viele nicht mehr als ein inflationär genutzter Konsumbegriff. Obwohl einiges dafür spricht, wird Design kaum als ernsthafte Disziplin wahrgenommen. Klaus Krippendorff, der mit seiner Semantischen Wende ein detailliertes Plädoyer für die Disziplinierung des Designs hervorgebracht hat, beschreibt “Das Imaginieren neuer und realistischer Möglichkeitsräume.” als Kernkompetenz des Designers. Auffällig ist, dass er sich explizit auf realistische Möglichkeitsräume bezieht und somit utopische und unrealistische Entwürfe auszuschließen scheint.

Gegenstand dieser Diplomarbeit ist es, das Potential spekulativer Designentwürfe zu untersuchen, welche sich durch jene utopischen und unrealistischen Merkmale auszeichnen.

Spekulative Entwürfe visualisieren Szenarien, in welchen der Mensch mit zukünftigen Produkten, und damit verbundenen Handlungen konfrontiert wird. Im Gegensatz zur gängigen Designpraxis, ist das Spekulative Design nicht der Wirtschaft unterworfen, sondern richtet sich direkt an die Gesellschaft. Eine Loslösung von Interessensvertretern oder Produzenten, ermöglicht eine diskursive Auseinandersetzung mit unzugänglichen Bereichen, sodass komplexe Themen durch Szenarien diskutierbar werden. Es geht weniger um einen funktionalen Lösungsansatz oder die spezifische Formgebung des Artefakts, als um den Horizont, welcher ein zukünftiges Produkt umgeben könnte. Design fungiert in diesem Zusammenhang als Medium, zur Gestaltung narrativer Lebenswelten. Alternative Szenarien vermögen es, den Betrachter an diese Welt anzunähern und unmittelbar zu hinterfragen, ob man sich das vorstellen kann.

Wollen wir eine Welt, in der dieses Produkt funktioniert?

Unterlägen die spekulativen Entwürfe den Kriterien der klassischen Designpraxis, würde sich eine sinnhafte Bewertung sicherlich ausschließen. Das Spekulative Design erhebt weder den Anspruch realisierbar, noch funktional, sondern lediglich plausibel zu sein; wie die angeführten Beispiele von HOS und Audio Tooth Implant zeigen. The Toaster Project demonstriert, dass Design weder schön sein, noch zum Kauf animieren muss, um erfolgeich zu sein. Und schließlich vermag es Dressing the Meat of Tomorrow, durch das Weiterdenken einer aufstrebenden Technologie, mehrschichtige Zusammenhänge in Frage zu stellen. Alle Beispiele eint das Hauptcharaktermerkmal der Spekulativen Designpraxis: Sie regen durch ihren Handlungszusammenhang zu Imagination und Teilhabe an.

Das Potential der spekulativen Vision identifiziere ich zum einen, durch eine kulturelle Aufgabe, welche der Gesellschaft dient. Zum anderen, durch eine innovative Aufgabe, welche Wissenschaft und Wirtschaft inspiriert.

Ob eine Innovation tatsächlich angenommen oder abgelehnt wird, hängt auch von der Kommunikation und dem Entwurf des Gestalters ab. Die Gestaltung der Vision ist maßgeblich daran beteiligt, ob die Gesellschaft einer zukünftigen Innovation annehmend oder ablehnend gegenüber steht.

Sicherlich ist das Spekulative Design zunächst unkonventionell, weil unkommerziell, und dennoch ist es interessant, dass ursprünglich gesellschaftlich motivierte Entwürfe, tatsächlich den Markt beeinflussen und Innovationen schaffen können. Diese neue Sichtweise auf Design, die Verantwortung des Designers als auch das veränderte zukünftige Aufgabenfeld, geben Hinweise darauf, dass die Praxis des Spekulativen Designs einen wichtigen Beitrag in der Zukunftsforschung leistet und den Fortschritt vorantreibt.

„Design muss mit dem experimentieren, was Andere für unmöglich halten.”