Diplom
Gestaltung
Devoid Expanse

13. Mai 2016
Prof. Martin Liebscher

Diplom Theorie
Prof. Dr. Marc Ries

Devoid Expanse ist der Versuch der Darstellung des “temps mort”, “jene Momente, in denen sich vermeintlich Alles ereignet zuhaben und Alles gesagt zu sein scheint”.
In scheinbar trivialen und nebensächlichen Handlungen skizzieren die Protagonisten offenkündig verwirrt und umherschweifend, aber auch gleichermaßen prinzipientreu und mit einer aufrichtigen Würde die Leere und Stille im Inneren des modernen Menschen dar. Nicht die Abwesenheit eines anderen ist die Quelle ihres Leidens, sondern vielmehr der defizitäre Bezug zu ihrer inneren Gefühlswelt.
Die onirisch anmutenden Bilder setzen sich aus eine Anhäufung von an einander gereiherten Aktionen zusammen in denen die Filmfiguren vergeblich versuchen aus ihren verzweifelten Lage zu entfliehen. Sich und ihre Umgebung beobachtend, selbst zu Zuschauer werden und die Leere ihrer Räume, sich ständig hinterfragend, nur mit ihrer bloße Anwesenheit füllen.

Dieser Zustand wird durch eine formal ästhetisch Kunstgriff verstärkt in dem die Szenen des Films durch einem triptychonale installative Darbietung auf drei im Raum verteilte Leinwände gezeigt werden. Infolgedessen werden sowohl die beiden Protagonisten, ihre Darstellungen und ihre Welten einander gegenübergestellt. Somit wird der Rezipient dazu verleitet, seine Aufmerksamkeit weniger auf dem “content” der Handlung zu richten, sondern vielmehr mit dem “context”, der Anordnung der Szenen, konfrontiert.

Alle Situationen und Szenen im Video so dramatisch oder banal sie visuell auf dem ersten Blick erscheinen mögen, werden einander Gleichgestellt. Das entspannte Verweilen auf der Couch ist somit nicht weniger von Bedeutung als die Imposanten Naturgewalten dargestellt im Form von den rasenden mächtigen Wasserfall.
Die offene Erzählweise vermeidet somit eine einfache narrative Struktur im Sinne der Ursache-Wirkung der filmischen Inhalte.
Der Begriff „open text“ ein von dem Filmwissenschaftler Richard Neupert geprägter Film dramaturgische Bauprinzips, sticht durch eine in hohen Maße angebotenen Offenheit einer mögliche Sinndeutung seiner filmischen Aussagen und der erzählerische Strukturen heraus. Folglich entsteht eine Reduzierung der narrativen Autorität, so dass es gleichermaßen eine einzige Erzählinstanz negiert wird.

Der Zuschauer wird am Ende des Films in das nur „Eventuelle“ oder
„Ungefähre“ entlassen, der Spannungsbogen löst sich nicht wirklich auf
( wenn vorher überhaupt einer existiert hat ). Die Erwartungen, diese Spannungsbögen aufzulösen und dem vorgesehenen Ende zuzuführen, werden enttäuscht.
Denn gerade weil die narrativen und sinngebenden Aussagen dieser Erzählung offen gehalten werden, ist es für eine temporäre, erste Interpretation bzw. Schlussfolgerung der Kurzgeschichte von der individuelle und assoziative Denkprozess des Rezipierenden abhängig.

Devoid Expanse
Video
18:45 min