Diplom
Gestaltung
Codex
11. November 2016
Prof. Sascha Lobe

Bei der Gestaltung digitaler Medien wird sich auch heutzutage noch allzu oft auf analoge Verfahren und Metaphern bezogen. Statische Layouts, angepasst auf ein festes Format, wie bei der Printgestaltung üblich, dienen häufig als Vorlage für Webseiten und andere bildschirmbasierte Darstellungen. Auch Beschränkungen, die analogen Medien eigen sind, werden in den digitalen Bereich übertragen. So erfordert das Lesen eines E-Books in vielen Fällen das Umblättern einer virtuellen Seite. Diese sind noch dazu oft mit einer Seitenzahl versehen, obwohl nicht unbedingt vorherzusagen ist, dass sich eine bestimmte Textpassage immer auf der gleichen Seite befindet. Wird z.B. die Schriftgröße angepasst, verändert sich die Aufteilung des Inhalts.

Um konsequent mit den Möglichkeiten digitaler Medien zu arbeiten, die auf Bildschirmen dargestellt werden, sollte bei der Gestaltung prinzipiell von Folgendem ausgegangen werden:

1. Das tatsächliche Format und das verwendete Gerät ist nicht bekannt und sollte auch keine Rolle für Gestaltungsentscheidung spielen

2. Der Benutzer muss die Schriftgröße verändern können, um den Inhalt auf seinen individuellen Bedürfnisse anpassen zu können.

Diese Prinzipien habe ich versucht im Rahmen meines gestalterischen Diplomprojekts Codex auf textlastige digitale Publikationen anzuwenden. Auf Grundlage des verwendeten Formats und der Schriftgröße errechnet das Programm ein flächenfüllendes Layout, das auf einem gleichmäßigen Raster basiert, ohne dass zufällige Weißräume entstehen. Basis hierfür ist das Festlegen einer ungefähren Zeilenlänge, wodurch sich die Spaltenbreite ergibt. Der Inhalt wird automatisch so formatiert, dass einzelne Elemente nie höher als der Bildschirm werden. Zusammenhängende Texte werden auf mehrere Spalten verteilt. So kann die Publikation in konkreten Schritten navigiert werden. Auf die Metapher einer analogen Seite wird hierbei verzichtet, die man umblättern muss. Der gesamte Inhalt wird auf einer kontinuierlichen Fläche angeordnet, ohne künstliche Brüche. Dem Leser wird so ermöglicht, einen schnellen Überblick zu bekommen und der Lesevorgang wird nicht durch künstliche Verzögerungen beeinträchtig. Da sich je nach Kombination von Schriftgrad und Bildschirmgröße der Inhalt anders verteilt, werden die einzelnen Paragraphen zur Orientierung nummeriert. So kann z.B. eindeutig zitiert werden.

Neben der automatischen Segmentierung des Inhalts werden von Codex auch konkrete Layoutentscheidungen getroffen, die z. B. Auswirkungen auf die Ausrichtung der Elemente im Raster haben. Statt für feste Dimensionen absolute Gestaltungsentscheidungen zu treffen, wie in der Printgestaltung üblich, werden dynamische Regeln definiert, auf die der Inhalt reagiert. Für jedes Format wird ein individuelles Layout generiert.

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Diplom
Theorie
Identitäts­produk­tion visueller Erschei­nungs­bilder als Dialog
11. November 2016
Prof. Dr. Hans Zitko

„Wem gehört die Marke?“(1) lautet die Überschrift eines Kapitelabschnitts aus der 2013 aktualisierten Ausgabe von „Corporate Identity & Corporate Design“, das sich mit der Gestaltung von visuellen Erscheinungsbildern auseinandersetzt. Als Grund für die Neuauflage wird unter anderem angeführt, dass sich das Verhältnis von Konsumenten und Unternehmen stark verändert habe. In der Publikation wird das Bild eines Verbrauchers gezeichnet, der sich durch die Möglichkeiten des Internets zur Überprüfung der Aktionen von Unternehmen und zur Meinungsäußerung vom passiven Rezipienten zum aktiven Teilnehmer der Identitätsproduktion einer Marke gewandelt hat. Er hinterfragt und äußert sich kritisch, weshalb Gestalter von Corporate Designs vor neuen Herausforderungen stünden: „Markenwerte zu schaffen wie Vertrauen, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit ist wichtiger geworden, als Identitäten und ihre Botschaften zu visualisieren.“(2)

In meiner theoretischen Diplomarbeit gehe ich der Frage nach, wie sich die Suche der Konsumenten nach diesen neuerkannten Werten auf die Gestaltung von visuellen Erscheinungsbildern auswirken kann und welche mögliche Position dabei der Betrachter einnimmt. Dies wird insbesondere am Beispiel von dynamischen Erscheinungsbildern (im Kontrast zum statischen Logo) analysiert. Als Grundlage für meine Ausführungen beziehe ich mich dabei hauptsächlich auf Theorien zur Rezeptionsästhetik von Roman Ingarden und Wolfgang Iser.

1,2: Beyrow, Matthias; Kiedaisch, Petra; Daldrop, Norbert W.: Corporate Indentity & Corporate Design. Das Kompendium, 3. Auflage, Stuttgart: avedition, 2013

Diplom­nebenfach
Kuratorenkollektiv Intervalle
Visuelles Erschei­nungs­bild
2013
Prof. Sascha Lobe
In Zusammenarbeit mit Karin Rekowski
Vordiplom
Syntax
2011
Prof. Sascha Lobe

Ausgehend vom Thema Analphabet wird mit Syntax der Frage nachgegangen, inwieweit die Struktur eines Textes Aussagen über seinen Inhalt zulässt.

Syntax ist ein in Processing geschriebenes Programm. Es analysiert zunächst die Textstruktur und übersetzt die Daten anschließend, auf subjektiven Annahmen basierend, in Grundparameter, wie Komplexität, Rhythmus und Emotionalität, auf deren Grundlage Grafiken generiert werden. Ihre Erstellung beinhaltet keine Zufallsparameter. Jeder Durchlauf desselben Textes erzeugt identische Resultate. Für die Grafiken werden folgende Elemente ermittelt: Raster, Farbgebung, Strukturen, Lage und Beschaffenheit der einzelnen Formen, sowie Größe und Schriftart des Titels.

Ziel der Visualisierungen ist es, nicht die Daten der Analyse als Statistiken lesbar zu machen, sondern dem Text ein Bild zu geben, das einerseits tatsächlich mit dem Inhalt in Verbindung gebracht werden kann und andererseits Vergleiche zwischen verschiedenen Texten zulässt.

Endprodukt der Analyse sind Bucheinbände. Jeder besteht aus der Grafik auf dem Cover, einer zusammenfassenden Auflistung der Ergebnisse der Analyse auf der hinteren Buchklappe und dem der längsten der Sätze, der das am häufigsten verwendete Wort enthält, auf der Rückseite. Die Breite des Buchrückens steht im Verhältnis zur Länge des Textes.